Die Kostenfrage: Was eine gute Web-Software wirklich kostet – und warum sich die Investition rechnet

Warum „Was kostet Software?“ die falsche erste Frage ist

Die richtigen Fragen lauten:

  • Welches Problem lösen wir? (Zeit, Fehler, Umsatz, Compliance)
  • Wie messen wir den Nutzen? (KPIs: gesparte Stunden, Conversion, Ticket-Volumen, Fehlerquote)
  • Wie kommen wir schnell zur Wirkung? (MVP, klare Prioritäten, Iteration)

Kosten sind dann eine Ableitung aus Ziel, Umfang und Risiko – nicht umgekehrt.

Die größten Kostentreiber – und wie man sie im Griff behält

  1. Funktionsumfang & Komplexität
    Viele Features = viele Fälle = mehr QA. → Gegenmittel: MVP, klare „Must-haves“ vs. „Nice-to-haves“.
  2. Integrationen & Datenmodell
    Schnittstellen zu ERP/Shop/CRM, saubere Migration & Datenqualität. → Gegenmittel: API-Discovery, klare Ownership-Regeln, Mapping vor der Umsetzung.
  3. Sicherheit & Compliance
    Auth, Rollen/RLS, Eingabesicherheit, Backups, Audit-Logs, DSGVO. → Gegenmittel: Security-by-Design, Standards & Playbooks statt „am Ende dranschrauben“.
  4. Performance & Skalierung
    Caching, Indizes, NFRs (z. B. p95-Latenz). → Gegenmittel: messbare NFRs, synthetisches Monitoring früh einplanen.
  5. UX/UI & Accessibility
    Designsystem, States, Edge-Cases. → Gegenmittel: Design-System, wiederverwendbare Komponenten, „Happy Path“ zuerst.
  6. Betrieb (DevOps)
    CI/CD, Observability, Rollbacks, Staging. → Gegenmittel: Automatisierung ab Sprint 1, klare Release-Zyklen.

Typische Budgetrahmen (realistisch für KMU)

SzenarioKurzbeschreibungEinmaligMonatlich (Betrieb)
Fokussiertes MVP / KundenportalLogin, Rollen, 1–2 Kernprozesse, einfache Reports25.000–60.000 €300–800 €
Daten-Dashboard & Schnittstellenhub2–4 Integrationen, Import/Export, Monitoring40.000–90.000 €400–1.000 €
Buchungs-/Plattform-App v1komplexe Workflows, Payments, mehrsprachig80.000–200.000 €800–1.500 €
Legacy-Ablösung (schrittweise)Migration + paralleler Betrieb50.000–150.000 €variabel

Hinweis: Spannen hängen stark von Anforderungen, Integrationsaufwand und Teamgeschwindigkeit ab. „Festpreis“ ist sinnvoll nach klarer Discovery; sonst Time & Material mit Cap.

Total Cost of Ownership (TCO) – was neben der Entwicklung anfällt

  • Hosting & Infrastruktur: 50–300 € (klein) bis 500–1.500 € (größer, hochverfügbar) monatlich
  • Monitoring & Logs: 30–300 € monatlich
  • Domains, Zertifikate, E-Mail-Zustellbarkeit: 10–100 € monatlich
  • Wartung & kleine Weiterentwicklungen: 0,5–2,0 Tage/Monat (Retainer sinnvoll)

Beispiel-ROI: Rechnet sich das wirklich?

Ausgangslage:

  • 5 Mitarbeitende sparen durch das neue Portal 8 Stunden/Woche
  • Interner Stundensatz: 45 €
  • Fehlerkosten sinken um 10.000 € / Jahr
  • Mehrumsatz durch bessere Conversion: 30.000 € / Jahr
  • Projektkosten: 60.000 € einmalig
  • Betrieb & Wartung: 12.000 € / Jahr

Rechnung:

  • Jährliche Zeiteinsparung: 8 h × 45 € × 5 × 48 Wo. = 86.400 €
  • Gesamtnutzen/Jahr: 86.400 € + 10.000 € + 30.000 € = 126.400 €
  • Gesamtkosten im ersten Jahr: 60.000 € + 12.000 € = 72.000 €
  • ROI Jahr 1: (126.400 € − 72.000 €) / 72.000 € ≈ +75 %
  • Payback: 60.000 € / ((126.400 € − 12.000 €) / 12) ≈ 6,3 Monate

Fazit: Schon konservativ gerechnet amortisiert sich das Projekt im 1. Jahr. Danach fallen primär die laufenden Kosten an – der Nutzen bleibt.

So bleiben Projekte planbar – unser Vorgehen

  1. Discovery-Sprint (1–2 Wochen)
    Ziele, Prozesse, KPIs, Risiken, Integrationen, Click-Prototyp. → Ergebnis: belastbare Aufwandsschätzung & Roadmap.
  2. MVP-Implementierung (6–12 Wochen, je nach Umfang)
    Fokus auf die 1–2 Kernprozesse, messbare Ziele, frühes Nutzer-Feedback.
  3. Stabile Iteration (2–4 Wochen-Sprints)
    Priorisierte Backlog-Themen, kleine Releases, messbare Verbesserungen.
  4. Betrieb & Weiterentwicklung
    Monitoring, Security-Updates, kleine Features – alles aus einem Guss.

Häufige Sparhebel (ohne Qualitätseinbußen)

  • „Weniger, aber wirksam“: 1 Kernworkflow perfekt statt 5 halbfertig.
  • Design-System & Komponentenbibliothek statt Einzelanfertigungen.
  • Standard-Auth & Rollenmodelle statt Exoten.
  • Frühe Testdaten & Edge-Cases vermeiden teure Re-Work-Schleifen.
  • Technische Schulden steuern: Budget-Slot pro Sprint für Wartbarkeit (Testabdeckung, Metriken, Indizes, Backups).

Festpreis oder Time & Material

  • Festpreis funktioniert gut nach Discovery mit klarer Spezifikation und stabilen Rahmenbedingungen.
  • Time & Material ist fair, wenn Lernkurve/Innovation Teil des Projekts ist – ideal mit Budget-Cap und Etappenzielen.
  • Oft ist Hybrid sinnvoll: Festpreis fürs MVP, T&M für Iterationen.

Sicherheit & Datenhoheit

  • Security-by-Design: Rollen/RLS, least privilege, Eingabevalidierung, Rate-Limiting, Audit-Logs, Backups, Wiederanlaufplan.
  • EU-Hosting & DSGVO: Datenhaltung in der EU, AVV, Löschkonzepte, minimaler Drittland-Bezug.
  • Observability: Proaktive Alarme statt „Feuerwehr-Einsätze“.

Checkliste: Bin ich bereit für ein Softwareprojekt?

  • Klare Ziele & messbare KPIs
  • Kernprozess in 3–5 Schritten beschreibbar
  • Datenquelle(n) & Integrationen benannt
  • Entscheider:in & Fachbereich an Bord
  • Zeit für Tests & Feedback reserviert
  • MVP-Mindset: Was ist Version 1, was kommt später?

Nächster Schritt

Wenn du wissen willst, in welchem Budgetrahmen sich dein konkretes Vorhaben bewegt und wie sich der ROI berechnen lässt:
Schick uns 3–5 Stichpunkte zu Ziel, Prozess und Integrationen – wir skizzieren dir in kurzer Zeit einen MVP-Vorschlag samt grober Kostenspanne und Erfolgskriterien.

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